Nach einer kreativen Pause in Grindavik setzen wir die Reise fort und fahren Richtung Hauptstadt. Reykjavik beherbergt fast einen Drittel der Inselbewohner und -bewohnerinnen. Rund 123’000 Menschen leben in dieser Stadt, das sind etwa 20’000 Menschen weniger als in der Schweizer Bundes(haupt)stadt Bern. Es ist ein beschauliches Leben – in beiden Städten! Und glaubt man den Klischees, dann gilt auch in beiden Städten das Motto «Nume nid gsprängt, nume nid hudle». Hier ist immer genügend Zeit, um sich Zeit zu nehmen…zum Beispiel für Seifenblasen im XXL-Format. Nicht nur Kinder haben «blööterlet», auch die Erwachsenen blieben stehen und versuchten sich an den Riesenblasen!

Eines der architektonischen Wahrzeichen von Reykjavik ist die Hallgrimskirkja, für deren Bau von der Planung im Jahr 1929 über den Baustart 1945 bis zur endgültigen Fertigstellung im Jahr 1986 einige Dekaden vergingen. Vielleicht auch, weil sie zu 60 Prozent mit Spenden finanziert wurde. Auch wenn die imposante Bauweise sofort an einen katholischen Prunkbau erinnert – es handelt sich hier um eine evangelisch-lutherische Kirche, der Staatskirche Islands. Dieser steht seit 2012 erstmals eine Frau im Amt der Bischöfin vor und sie wacht über etwa zwei Drittel der menschlichen «Inselschäfchen». Immerhin bekennen sich noch 1.2 Prozent der isländischen Bevölkerung zur Asenglaubensvereinigung, die im Namen der alten germanischen Religion sogar staatlich anerkannte Trauungen durchführen darf. Und wie jede evangelische Kirche kommt auch die Hallgrimskirkja ohne Schnörkel aus. Sie hat jedoch eine kleine Ecke für die MutterGottes-Andacht eingerichtet. Aber vor allem glänzt sie mit ihrer imposanten Orgel, die mit 5275 Pfeifen bestückt ist! (Für deren Reinigung wird fleissig gesammelt.)

Das zweite Monumentalgebäude und Wahrzeichen von Reykjavik ist Harpa (Harfe), das Kultur- und Kongresszentrum, welches auch Islands Symphonieorchester und Oper beherbergt. Es scheint, dass es zum «guten Ton» gehört, dass sich bombastische Konzertsäle mit dem baulichen Zeitrahmen überschätzen – Auch Harpa konnte 2011 erst nach mehrjährigen Bauarbeiten und einer fast dreijährigen Verzögerung eröffnet werden (Elphi lässt grüssen, aber sich nicht übertreffen!) und glänzt nun mit seiner Glasfassade in jedem Licht, das Island zu bieten hat. Wenig Abwechslung – ob in der Natur oder im gesellschaftlichen Leben – fördert offenbar die Kreativität. Und so finden sich auf der Strasse Skulpturen und Graffities…