Am 11. März geht es endlich wieder weiter – in jeder Hinsicht! Gleich zu Beginn: Wir haben uns entschieden, was das nächste grosse Reiseziel angeht. Wir erobern uns den amerikanischen Kontinent vom Süden her und starten in Montevideo, Uruguay. Unser Auto wird die Reise von Kapstadt aus antreten. Die Entscheidung fiel uns letztlich sehr leicht, angesichts der hohen Kosten bei einer Verschiffung nach Kanada und der Zollhürden, die uns in den USA die direkte Einfuhr des Wagens erwartet hätten. Also – ab Juni touren wir dann durch Südamerika!

Doch zunächst geniessen wir noch die Schönheit des afrikanischen Südens mit all seinen Überraschungen. Giuliana und Diyar kommen pünktlich in Windhoek an und bringen das wichtige Ersatzteil mit, das dann auch stantepede in unseren Ford eingebaut wird. Nicht ganz so rasch geht es weiter: Nach einer mehrstündigen Odyssee auf der Suche nach Malariamitteln (unglaublich, dass in einer Hauptstadt das Mittel nur über mehrere Stationen zu bekommen ist) und einer ebenfalls mehrstündigen Einführung in die Welt des Dachzelt-Campens und möglicherweise Offroad-Fahrens kutschieren wir am folgenden Tag endlich Richtung Etosha Nationalpark. Für Diyar ist es noch ungewohnt, auf der linken Strassenseite mit einem rechtsgesteuerten Auto zu fahren und auch das richtige Parken des Wagens will gelernt sein, so man nicht Nächtens ständig zu zweit in derselben Ecke des Dachzeltes erwachen will. Aber die Tiersichtungen und die unglaublichen Landschaften entschädigen für jedwelche Unbequemlichkeit und wir haben viel Spass zu Viert.

Nach den unsagbar schönen Tierbegegnungen in Etosha geht es nach einem Abstecher zum berühmten Hoba-Meteoriten weiter Richtung Botswana. Zuoberst auf dem Programm steht die Besichtigung der Viktoriafälle, die man von der Grenze bei Kasane gut erreicht. Wir buchen einen Tagesausflug, weil wir keine Lust haben auf den mühsamen Grenzübertritt nach Sambia und zurück. Mit unseren Fahrern macht der Ausflug auch gleich nochmal so viel Spass und an den Fällen erfahren wir, dass das Mitnehmen eines anständigen Regenschutzes extrem hilfreich ist, will man von der Gischt der Fälle nicht bis auf die Haut durchnässt werden! Auch eine Flussfahrt auf dem Sambesi ist unterhaltsam dank des erfahrenen Bootsführers, obwohl die Krokodile und Nilpferde sich zieren und wir sie nur von Ferne sehen. Dafür werden wir mit Elefanten und Wasserbüffeln entschädigt, die sich vor allem im Schutz der Dunkelheit ganz nah an unser Camp wagen. Auf der Weiterfahrt, die wegen der starken Regenfälle nicht direkt durch den Nationalpark führt, sondern aussenrum auf der befestigten Strasse, campen wir nochmal an einem tollen Ort: In Elephant Sands kommen wir den riesigen Dickhäutern noch einmal so nah, wie sonst nie. Sie bewegen sich rund um das Wasserloch, das mitten im Camp liegt so frei, dass sie auch über den Zeltplatz und zwischen den Hütten durchgehen – Was für ein Erlebnis, sie so nah zu beobachten ohne Windschutzscheibe dazwischen!

 

Den Nationalpark zu umfahren, ist in zweifacher Hinsicht eine gute Entscheidung: Zum einen werden wir bei unserer Rückkehr nach Windhoek hören, dass Brücken zerstört wurden und wir hätten umkehren müssen. Und zum anderen gewinnen wir Zeit, um mit Giuliana und Diyar noch die schönsten Plätze Namibias zu besuchen: Das Sossusvlei, Spitzkoppe und Ameib mit Elephants Head und Bullsparty. Im Sossusvlei gibt es noch ein Abenteuer der speziellen Art: Der Mietwagen bleibt im tiefen Sand stecken, was mir erzählt wird, weil ich für einmal auf den Ausflug verzichtet und lieber länger geschlafen habe! Auf Spitzkoppe und vor allem Ameib erwarten uns angenehmere Überraschungen wie Giraffen und ein sprudelndes Bächlein, wo vor einem halben Jahr Ödnis und blanke Felsen vorherrschten. Ach ja, bevor ich es vergesse: Am zweitletzten Tag der Reise schaffen es beide Chauffeure noch, ein Rücklicht zu demolieren und Dellen in ihre Blechkisten zu fahren…beim Manövrieren in und aus dem Campingplatz. Weil…na klar, die Baumstümpfe und Sträucher auf dem Platz auch so fies unübersichtlich rumstehen! Trotzdem ist der «Familienausflug» viel zu schnell vorbei und wir verabschieden uns nach drei Wochen wehmütig von Rolfs Tochter und Schwiegersohn. Gut, dass es für uns auch bald Richtung Heimat geht!

 

Wir kutschieren unser T-Mobil nach ein paar Tagen gemütlich Richtung Kapstadt. Wir haben akribisch ausgerechnet, wieviel Zeit uns nach dem Grenzübertritt nach Südafrika noch bleibt und entsprechend kalkulieren wir mit den Tagen bis zur Übergabe unseres Wagens an Duncan, dem ausgewanderten Engländer, bei dem alle Overlander-Fäden in Capetown zusammenlaufen. Er wird ihn zu gegebener Zeit dann in den Container laden und fürs Verschiffen parat machen, während wir dann schon längst in der Schweiz auf Heimaturlaub sind. In Kapstadt selbst verbringen wir in einem wirklich sehr schönen Loft noch ein paar Tage mit Sightseeing und – endlich, endlich doch noch – einem Ausflug auf den Tafelberg.

Am Morgen des 14. April steigen wir in unser erstes von drei Flugzeugen. Das bringt uns zunächst nach Windhoek. Ein paar wenige Stunden noch geniessen wir im Trans Kalahari Inn die Gastfreundschaft von Hildegard und dann geht’s ab in den Heimaturlaub. Abends sagen wir Lebewohl zu Afrika und kommen nach weiterem Umsteigen in Frankfurt am Karfreitag früh in Zürich an. Damit schliesst sich das zweite, fast ein Dreivierteljahr dauernde, Kapitel unserer Weltreise und wir freuen uns auf Familie und Freunde und das bald startende 3. Kapitel!