Graham gibt uns die Daten seiner Tochter in Swartberg, sie ist erst vor kurzem dorthin gezogen und vermietet ein kleines Cottage. Wir dürfen dort im Garten vor dem Häuschen campen und Bad und Küche nutzen zu einem fairen Preis. Doch zuerst müssen wir die gut 700 Kilometer bis dahin unter die Räder nehmen. Wir entscheiden uns, nicht die schnellste Strecke zu nehmen, sondern eine, die uns noch an Sehenswürdigkeiten heranbringen soll, speziell zu Felszeichnungen der San, die entlang der Grenze zu Lesotho und den Drakensbergen zu finden sein sollen. Zuerst aber statten wir einem Haus einen Besuch ab, das als Lebenswerk einer bemerkenswerten Frau und ihres künstlerischen Begleiters bereits Tausende von Besuchern beeindruckt hat. Owl House muss man sehen, beschreiben kann man dieses aussergewöhnliche Fantasiereich nicht.
Und eine weitere Überraschung wartet auf uns: Die Landschaft wir immer alpiner. Schroffe Felsen, enge Passstrassen, tiefhängende Wolken über grünen Hügeln und ruhig grasende Rinderherden erinnern uns doch sehr an unsere Heimat. Ein gewaltiger Wolkenbruch mit sturmartigen Regenböen und Blitz und Donner beschert uns eine Übernachtung in einem alten Schulhaus, das nun als Herberge und Restaurant Obdach bietet. Passend zur pittoresken Gegend finden wir uns bei einem Candlelight Dinner wieder, weil der Strom ausfällt.
Am nächsten Morgen schlängelt sich der Weg über nebelverhangene Pässe rauf und runter und der Regen tut ein Übriges dazu, die Fahrt möglichst herausfordernd zu gestalten. Was wir jedoch nicht finden, sind die San-Felszeichnungen. Die befinden sich auf Privatgrundstücken und werden wegen Vandalismus nicht öffentlich gemacht, leider. Nach mehrstündiger Reise in immer mehr landwirtschaftlicher Gegend landen wir glücklich und wohlauf bei Grahams Tochter Carmen und ihrer Familie. Wie angekündigt, dürfen wir in ihrem Garten unser «Zelt» aufschlagen und das hübsche, rustikale und sehr grosszügige Cottage nutzen. Linton, ihr Mann, nimmt uns auch mal mit auf eine Tour zu der Molkerei, wo täglich 1’800 Kühe zweimal gemolken werden. Sie managen diese riesige Farm für den Besitzer und sie sind sehr glücklich darüber, dass ihre beiden Kinder so nah an der Natur aufwachsen können. Beide sind schon oft gereist, Linton als Profi-Kricketspieler verbrachte viel Zeit in Grossbritannien, Carmen genoss Bildungsreisen und zusammen zieht es sie immer wieder in die Ferne. Auswandern in ein Land, das mehr Stabilität und Sicherheit für die Familie bieten würde, ist auch schon Thema gewesen, doch letztlich fanden sie nirgends die Freiheit, die Südafrika ihnen bietet. Das alles erfahren wir bei einem guten Essen und interessanten Gesprächen.
Nach ein paar Tagen heisst es, wieder Abschied nehmen. Jetzt geht es Richtung Southbroom an die Ostküste, wo wir für die restlichen Wochen des Jahres eine kleine Hütte gebucht haben. So umgehen wir die voll besetzten Campingplätze, denn die Südafrikaner sind jetzt im ganzen Land auf Reisen in ihren langen Sommerferien bis Mitte Januar!