Geboren aus Feuer und Eis – ein Abenteuer beginnt

04. Mai Ankunft in Seydisfjördur mit Überraschung: Wir werden auf Corona getestet, dürfen vom Schiff und werden bis zum Eintreffen des Testergebnisses in ein Hotel ein paar Kilometer weiter gewiesen.

05. Mai Nach etwa 18 Stunden in Quarantäne auf Staatskosten (kuschlig-gemütliches Doppelzimmer, anständiges Essen (leider meist erkaltet)) erleben wir endlich Islands Freiheit und fahren für 2 Nächte nach Egilsstadir.

Anfangs Mai präsentiert sich der Ostisländische Hauptort eher winterlich und etwas trostlos. Fotogen ist es trotzdem!

07. Mai Wir fahren Richtung Süden, soll da wärmer und sonniger sein. Weit kommen wir nicht. Kaum haben wir über die Route 95 das verschneite Hochland mit Schotterpiste und Schneeverwehungen überwunden, wechseln wir auf die Ringstrasse 1, folgen der Küste und landen zufällig beim Viking Café, Nahe Stokksnes, wo ein tiefschwarzer Sandstrand auf uns wartet. Eine erste Sichtung von Robben bringt uns dazu, den Weg an die Spitze der kleinen Landzunge gleich zwei mal unter die Füsse zu nehmen. Leider sind die Handyfotos und -filme so schlecht, dass ich stellvertretend hier andere Robben zeige, die wir ein paar Tage später entdeckten, keine 10 m von der Strasse entfernt in den Westfjorden am sünnele.

Nicht zu vergessen das gefakte Wikingerdorf, welches als Kulisse aufgebaut wurde für einen Film, der dann nie gedreht wurde. Nun stirbt es in relativer Schönheit.

08. Mai Weiterfahrt zur Diamond Beach – Hier kalbt ein Ausläufer des Vatnajökull (der Gletscher ist allgegenwärtig und streckt einem wirklich hinter jeden Biegung eine seiner vielen Zungen raus) direkt ins Meer, resp. in einen winzigen Fjord. So wirbeln die grossen Eisbrocken im Takt der Gezeiten mit merkwürdig klickendem Sound so lange im Wasser herum und stossen zusammen, schieben sich ineinander, bis sie klein genug sind, um unter der Brücke hindurch an den offenen Strand zu gleiten. Und zu unserer grössten Freude tummeln sich dazwischen nicht nur vereinzelte KajakfahrerInnen, sondern auch wieder neugierige Robben!

09. Mai Wir gönnen uns Sonntag und machen nur einen 2-stündigen Abstecher zum Skaftafelljökull (JA, gehört auch zum grossen Vatnajökull), in dessen unmittelbarer Nähe ein Campingplatz teilweise geöffnet hat. So können wir auch mal haushalten und Wäsche waschen, alles an seinen Platz verstauen und einfach sein…sofern es die doch beunruhigend starken Windböen zulassen, die an unserm Kabinenaufbau und unsern Nerven zerren!

10. Mai Im Supermarkt an der Tankstelle in Vik bei Myrdalur treffen wir auf ein Zürcher Pärchen und folgen ihrem Tipp, den von uns angepeilten Skogafoss im Vorbeifahren zu begutachten und dann aber links liegen zu lassen und zu einem weit spannenderen zu fahren, dem Seljalandsfoss!

Dort gäbe es auch einen kleinen Campingplatz mit Aussicht auf den tollen Wasserfall. Was für ein wunderbarer Tipp!!! Das ist nämlich der eine Wasserfall in Island, hinter dessen Wasservorhang man laufen und ihn so auch von hinten bestaunen kann. Ausserdem hat es da gleich mehrere Wasserfälle und einer davon ist versteckt in einer kleinen Schlucht, die man nur durch den eisigen Bach erreicht. Nichts für uns zwei Gfrörli, aber einige amerikanische Touristinnen haben wirklich die Schuhe ausgezogen für ein ohne Zweifel spektakuläres Shooting.

Und so kommt es, dass wir noch immer weit weg von unserem eigentlichen Ziel seit Egilsstadir, nämlich Grindavik, sind und bleiben!

11. Mai Nun aber – die letzten Kilometer liegen vor uns. Irgendwie sind wir etwas ungeplant unterwegs, finden aber die tollsten Sehenswürdigkeiten am Weg immer per Zufall. So auch jetzt wieder: Eine Tafel an der Strasse weist auf den Geysir «Strokkur» hin. Also nichts wie abgezweigt und WOW – Dieses Geysirfeld hat es in sich! Der Strokkur ist zwar nicht der grösste Geysir hier (der schläft schon seit ein paar Jahren), aber für einen kleineren Bruder spuckt er auch ganz schön grosse Töne! Es gibt noch den ganz kleinen, der brodelt so vor sich hin wie auch noch weitere, kleine Heisswasserlöcher. Und – JA, es ist heiss, das Wasser und wenn du nicht gekochten Finger am Stiel möchtest, versuch niemals, in solch einen brodelnden, zischenden Topf zu greifen – 80 bis 100 Grad Celsius heisses Wasser verbrüht alles.

Und nur wenige Kilometer weiter fliesst das Wasser merklich kälter, aber dafür gewaltiger: Der Rheinfall würde grün vor Neid angesichts des tosenden, gischtenden, alles mitreissenden Gullfoss, der sich über mehrere Kaskaden in den hier rechtwinkligen Verlauf des Hvità ergiesst.

12. Mai Gestern Abend sind wir endlich in Grindavik angekommen und haben auf den letzten Kilometern Fahrt schon die ersten Rauchzeichen des aktiven Vulkans Fagradalsfjall erblickt. Vom Campingplatz aus sieht man auch Feuerzungen. Doch so richtig richtig heissss wird es erst am heutigen Nachmittag nach einer mehrstündigen Wanderung über zwei steile Anstiege. Doch die Strapaze lohnt sich!!! Was für ein Erlebnis – einem Vulkan etwa einen Kilometer gegenüber zu sitzen und ihm beim Feuerspucken zuzuschauen. Und danach am erkaltenden Lavafluss die bizarren Formationen in Schwarz und Grau zu sehen und hier die teilweise immer noch recht heisse Lava zu berühren, in kleine Feuerlöcher zu blicken und dem leisen Klicken und zuzuhören, das anzeigt, dass sich der Lavafluss immer noch bewegt. 2 junge Geologinnen haben uns etwas erzählt darüber, dass sich die Lava noch lange bewegt, wenn wir schon denken, es tue sich nichts mehr. Doch nach dem Blick auf den jüngsten aktiven Vulkan ist klar, dass da ja immer weiter Lava nachgeschoben wird. Also – Respekt ist angesagt und wirklich niemals auf dem frischen Lavafeld rumlaufen wollen. Hier wartet unter einer brüchigen und nur wenige Zentimeter dicken Basaltschicht eine Begegnung der ganz heissen Art auf deine Füsse, so ab 500 bis über 1’000 Grad Celsius heiss!

Am Anfang des Aufstiegs pafft der Vulkan Rauchzeichen in die Luft – der Feuerschlund lässt sich nur erahnen.

HotHotHot – nur knapp 1 Kilometer liegt zwischen Rolf und dem brodelnden Vulkan!

Rolf verbrennt sich fast das Pfötchen – Die Lava ist zwar erstarrt, aber noch nicht kalt. Überall – siehe rechtes Bild – sieht man HotSpots aufglimmen. Und man hört, wie sich die Lava bewegt: Klick, klick, klick…

Das Lavafeld begräbt Zentimeter für Zentimeter unter sich – Wo ich Rolf vor einem Tag fotografierte, ist wenige Tage später schon alles mit erkaltetem Basalt bedeckt. Und das Lavafeld fliesst täglich weiter Richtung Meer und droht, die Zufahrtstrasse zu Grindavik samt einigen anderen Infrastrukturen unter sich zu begraben. Auf Youtube sind täglich aktuelle Infos und Bilder von Spotern zu finden!