Fast zufällig nehme ich den Faden zu einer Arbeitskollegin und Freundin aus alten Tagen wieder auf und stelle fest: Sie ist zusammen mit ihrem Mann nach Paraguay ausgewandert! Ella und Klaus leben in einer kleinen Siedlung nahe Asuncion und laden uns ein, sie zu besuchen mit der Option «so lange ihr mögt, steht unser Gästecontainer zu Eurer Verfügung». Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Es wird mal wieder Zeit, eine Reisepause einzulegen, das T-Mobil zu putzen, Wäsche zu waschen und vor allem Bürokram inklusive Homepage nachzuführen. Also fahren wir nach den unglaublichen Erlebnissen im Pantanal zügig Richtung Grenze und passieren sie bei Punta Pora. Auffallend ist bei den Behördenräumen in Paraguay: In jeder Ecke, jedem Büro steht ein kleiner Altar mit Heiligenbildern und womöglich brennender Kerze. Wie wir später von Ella erfahren, sind die Paraguayos tatsächlich tief religiös und sie haben ihre ursprüngliche Religion mit der neuen der Einwanderer aus Europa verknüpft. Darum finden sich auch entlang der Strasse immer wieder kleine, gemauerte Altäre oder Kapellchen. Sie sollen für Glück, gute Gesundheit und sichere Fahrt sorgen. Auch die Landschaft ändert sich, wir sehen mehr Hügel und Berge, alles ist dichter besiedelt.
Bei Ella und Klaus wartet eine tolle Überraschung auf uns: Sie haben aus dem Container ein richtiges Schmuckstück von Tiny House geschaffen! Wir fühlen uns wie in einem Luxushotel. Unsere Gastgeber haben sich rund um ihr wundervolles Haus ein Paradies erschaffen, wo es sich tatsächlich sehr gut leben lässt. Leider spielt das Wetter nicht so mit, ist ja auch erst Frühlingsanfang hier. Und so tauchen wir nur einmal in den grossen Swimmingpool. Paraguay ist ein entspanntes Land und die Lebenshaltungskosten sind wesentlich tiefer als in Mitteleuropa. Dank der vielen Auswanderer aus der Schweiz, Österreich und Deutschland gibt es sogar auf dem Land feinen Gruyere, Schwarzbrot und feine Wurstwaren zu kaufen. Und frischen Salat pflücken wir direkt aus Ellas Garten! Wir schlemmen und geniessen die Tage in der Abgeschiedenheit des kleinen Refugiums. Ausflüge ins Nachbardorf San Bernardino zum Einkaufen und in das für seine Töpferarbeit bekannte Aregua oder nach Asuncion und in die Silberhochburg Luque genügen uns als Abwechslung. Rolf schneidet seine Filme in aller Ruhe, ich kümmere mich um den Blog und ansonsten…Seele baumeln und sie der Reise hinterherkommen lassen. Was Langzeitreisende oft erst mit der Zeit bemerken, ist für uns mittlerweile eine Selbstverständlichkeit: Es braucht auch mal längere Pausen und ein paar entspannte Tage an einem schönen Ort. So viele Eindrücke wollen verarbeitet werden. Zudem machen die vielen Kilometer zwischen den einzelnen schönen Stationen müde. Und eben – alltägliche Dinge wie Wäsche waschen oder das fahrende Zuhause richtig durchfegen werden beim Reisen halt konzentriert alle paar Wochen nach Bedarf erledigt. Gerade jetzt also nutzen wir das grosszügige Angebot und bleiben tatsächlich 10 Tage bei Ella und Klaus. Danke für dieses so wertvolle Geschenk!
Und dann machen wir uns auf den Weg Richtung Argentinien, besuchen noch kurz Itaipu, das imposante Wasserkraftwerk und ab auf die Fähre ins nächste Land, das von uns er-fahren werden will: Hola Argentina!