Nach 4 Tagen Kalahari verabschieden wir uns von Südafrika, warten auf den PCR-Test in Upington und betreten am 5. Februar wieder namibischen Boden. Wir nehmen es gemütlich, erst am 11. März erwarten wir Giuliana und Diyar, Rolfs Tochter und Schwiegersohn, in Windhoek. Sie werden mit uns dann drei Wochen durch Namibia und Botswana reisen.

 

Rolf bemerkt auf der Rückreise, dass unser Auto Öl verliert. Schnell ist die Ursache gefunden: eine kaputte Dichtung beim Getriebe. So ist also klar, dass wir zügig nach Swakopmund fahren, wo wir ja mittlerweile gute Werkstätten kennen. Trotzdem wollen wir uns auf dem Weg dahin noch die namibische Landschaft in Grün gönnen. Es ist erstaunlich, was die Regentropfen bewirken: Allerorts spriesst das Gras sattgrün und auch wunderschöne Blumen wie die Wüstenlilien zeigen ihre Pracht, nachdem sie jahrelang in ihren Zwiebeln unter der Erde gewartet haben. Auch die Tiere geniessen es, mal ohne lange Wanderungen satt zu werden. Und so sehen wir erstaunlich viele Zebras und Oryxe fast am Strassenrand äsen. Auch im sonst so trockenen und rotsandigen Sossusvlei sind die Dünen von einem zart-grünen Schleier überzogen, es blühen kleine und grosse Blumen und der Wasserstand ist merklich höher als vor einem halben Jahr.

In Swakopmund kommen wir gerade rechtzeitig an, um zu erleben, wie sich der Fluss Swakop seit 11 Jahren zum ersten Mal wieder ins Meer ergiesst. Alle sind komplett aus dem Häuschen und das Ereignis wird gefeiert mit einer grossen Party. Kinder und Erwachsene planschen im trüben Wasser und lassen sich ein Stück weit vom Swakop Richtung Atlantik tragen. Schulklassen pilgern an die Swakop Mündung, es werden Picknicks abgehalten, Musik tönt und es wird getanzt – ein veritables Volksfest halt. Ein paar Tage später ist von der Brandung soviel Sand angespült worden, dass der Swakop – nun nur noch ein schwaches Rinnsal – nicht mehr durchkommt.

Wir haben inzwischen eine Wohnung gemietet, weil wir die Tage bis zu unserer Reise zu Viert hier im angenehm kühlen Klima am Benguelastrom verbringen wollen. Da es oft auch feucht und neblig ist, finden wir vier feste Wände doch etwas angenehmer. Die kosten hier nur wenig mehr als der Campingplatz und bieten meist eine richtig gute Internetverbindung. Es gibt zudem einiges zu tun.

Das Wichtigste: Wir müssen entscheiden, wohin unser Auto von Afrika aus verschifft wird. Unser Wunschziel wäre Kanada. Da wir mit der Verstärkung der Federung unsere Kabine auch einige Zentimeter angehoben haben, passen wir nicht mehr in einen 20-Zoll-Container rein. Wir brauchen also einen 40-Zoll-Highcube-Container und die sind teuer derzeit. Einen «Buddy» zu suchen, der in dieselbe Richtung reist und den Container mit uns teilt, ist aussichtslos. Der Krieg in der Ukraine treibt die Preise zusätzlich nach oben und wir müssen richtig tief in die Tasche greifen. Aber:

  • Die Schifffahrt nach Kanada dauert etwa 75 Tage. Zeit, die wir nur teilweise in der Schweiz und dann vor Ort mit Mietwagen und Hotels überbrücken müssten.
  • In die USA nach z. B. nach Houston ginge es rascher. Hier kommen dafür Einfuhrauflagen hinzu, die wir schlicht nicht erfüllen können – Abgastest etc. bestehen wir mit Sicherheit nicht.
  • Also doch eher Richtung Südamerika? Die Überfahrt nach Montevideo dauert um die 40 Tage und die Verschiffung inklusive Einfuhr sollte problemlos laufen.
  • Je nach Zielhafen variieren die Preise zwischen 8’500 und 14’000 Montevideo in Uruguay ist am günstigsten.
  • Verschiffen wir von Walvis Bay, können wir in Namibia unsere neuen 3-Monats-Visa nutzen.
  • Verschiffen wir von Kapstadt, haben wir noch 7 Tage Restvisumzeit, um hinzufahren, das Auto abzugeben und zurück nach Windhoek zu fliegen, von wo unser Retourflug Richtung Heimat startet.

Lange hängen wir in unserer – zugegeben sehr grosszügigen und gut eingerichteten – Wohnung in der Luft. Es zerrt an den Nerven, dass wir so abhängig sind davon, dass andere Menschen etwas für uns abklären oder besorgen. Uns fehlen lange die Grundlagen für Entscheide, die wir endlich treffen sollten. Und so vergehen die Tage im Standby-Modus. Rolf nutzt die Zeit, um die Filme über Südafrika zu schneiden und zu vertonen. Ich sortiere mal endlich die Tausende von Fotos auf dem Handy so, dass ich sie leichter den Blogs zuordnen kann und schreibe die Texte dazu. Und ich stelle die Reiseroute zusammen für die drei Wochen mit Giuliana und Diyar.

Wie damals in Island trimme ich in den ersten Tagen die Küche nach meinen Vorstellungen auf Sauberkeit, was mir hilft, auch etwas Ordnung in mein Inneres zu kriegen. Es schleicht sich nämlich wieder mal so was wie Reisemüdigkeit in meine Seele. Am liebsten würde ich sofort ins nächste Flugzeug nach Hause sitzen. Die Tage könnte ich dort so viel besser nutzen mit meinen Lieblingsmenschen – allen voran meinem zuckersüssen Enkel, von dem ich immer wieder Bilder und Videos zugeschickt bekomme. Langeweile fördert Heimweh! Da hilft dann auch das Lesen der Schweizer Familie, die ich online kriege, nicht immer. Dank des guten Internets hier telefoniere ich aber öfter mit Familie und Freunden per Videocall. Das ist auch gut für den Moment, wo wir endlich unsere künftigen Mieter für die grosse Wohnung kennen lernen: In einem Zoom-Meeting klären wir alle Fragen. Ein paar Tage später ist mal diese Sorge vom Tisch: Der Mietvertrag ist unterzeichnet.

Wir kriegen hier auch lieben Besuch: Jürgen und Walburga, die im Unimog unterwegs sind, haben wir vor wenigen Wochen im Kgalagadi Transfrontier Park getroffen und uns gleich gut verstanden.  Und ein paar Tage später fahren auch Bente und Hans, die uns vor einigen Monaten in Tsumeb hilfreich zur Seite standen, wieder mal nach Swakopmund, um gross einzukaufen. So ergeben sich kurzweilige Stunden mit guten Gesprächen.

Kurz vor unserer Weiterreise fangen dann die Dinge an, sich zu klären. Was für eine Erleichterung zu wissen, dass in Windhoek ein Mechaniker bereit ist, unseren Wagen in einem Tag zu flicken, sodass wir mit gutem Gefühl die Familienwochen antreten können. Das Ersatzteil fürs Getriebe bringt uns nämlich Giuliana mit, anders war es nicht zeitig zu beschaffen. Das mobile Solarpanel ist geflickt und wieder einsatzbereit, um zusätzlich Strom zu liefern. Und wir haben bald die letzten Angebote auf dem Tisch für das Verschiffen des T-Mobils…zu 90 Prozent sieht es nach Kapstadt-Montevideo aus.

Doch jetzt warten noch Abenteuer auf uns im Etosha Park, im Caprivi-Streifen und in Botswana, Abenteuer, die wir teilen mit Rolfs Tochter Giuliana und ihrem im Mai vor einem Jahr Angetrauten Diyar – Die Aussichten könnten nicht schöner sein!