Bevor wir auf die Panoramastrasse entlang der Küste kommen, fahren wir vorbei an Los Angeles (fast zeitgleich gegründet wie die grosse Namensschwester in Kalifornien, aber weitaus weniger spektakulär) zu den Wasserfällen des Rio Laja, wo wir einen zauberhaften Campingplatz finden, fast für uns allein. Faszinieren an Chile sind auch die immer neuen Ausblicke: Auenlandschaften, Rapsfelder, Reben, Windparks und jetzt im Frühling natürlich Blumenwiesen!

Dann geht es nach Pelluhue an die Küste, was im eher schmalen, langgezogenen Chile keine Frage von langen Strecken ist. Weil offene und vor allem gute Campingplätze noch immer rar sind (ist ja noch nicht richtig Saison), übernachten wir auf einem Parkplatz direkt am Meer. Und nach einer ungestörten Nacht geniessen wir die Panoramastrasse entlang des Pazifik. Santiago de Chile lassen wir links liegen, finden aber in Tongoy einen hübschen Platz zu etwas überteuertem Preis. Aber – der Strand ist schön und am nächsten Morgen holen wir uns noch einen fangfrischen Fisch. Wir wollen wieder etwas ins Landesinnere nach Vicuna, einem Städtchen, das für seine Sternguckerei berühmt ist. Leider spielt das Wetter nicht mit – es bleibt bewölkt. Und so fahren wir, nach einem feinen Kaffee und einer kurzen Kirchenbesichtigung unverrichteter Dinge zurück an die Küste und weiter in die Atacama rein. Diese Wüste erstreckt sich vom Meer bis zu den Anden und ist der «trockenste nicht-polare Ort der Welt». Und genau darin bewegen wir uns, bis wir Chile verlassen werden.

Immer öfter überfällt uns ein Namibien-Feeling – Meer, Wüste und Felsen beherrschen nun das Bild und tatsächlich stossen wir auf einen «steinernen Zoo». Nun ja, mit viel Fantasie kann man Tiere in den von der Erosion ausgewaschenen Felsformationen erkennen. Und vor allem auch viel Abfall, der braucht aber keine Fantasie. Was sich die Leute nur denken? Schliesslich stehen Eimer bereit! Schöner ist es, das Blumenmeer zu betrachten, das sich über Kilometer erstreckt und das, trotz der Trockenheit hier, eine erstaunliche Vielfalt an Pflanzen und deren Nutzniessern zeigt. Unser Ziel ist «Pan de Azucar» – Zuckerhut – ein Gebiet, das seinen Namen von einem hutähnlichen Hügel hat, wie der berühmte grosse Vetter bei Rio de Janeiro. Unterwegs höre ich plötzlich Sirenen: Tsunamialarm! Auch auf meinem Handy…Es ist dann doch nur eine Übung und wir haben als Einzige wirklich darauf reagiert! Die Herren Evakuations-Beobachter freut’s! In der Bucht finden wir einen schönen, ruhigen Platz zum Übernachten.

Am nächsten Tag dann geht die Reise weiter. In Taltal halten wir kurz an für einen Kaffee und besichtigen die putzige kleine Kirche. Unkompliziert und völlig ungerührt wird hier die Kirchenbank kurzerhand zum schattigen Picknickplatz umfunktioniert. Die vielen Madonnen stört es nicht. Danach geht es über eine Anhöhe rauf zum ESO, Europas Südobservatorium. Leider bleiben dessen Tore für uns geschlossen. Am Abend treffen wir dann im Hotel, wohin wir für eine Nacht mangels sicherem Stellplatz in Antofagasta ausweichen, auf eine ehemalige deutsche Mitarbeiterin des ESO. Zufälle gibt’s. Am nächsten Morgen geht es weg vom Meer in echt grosse Höhen. Unterwegs sehen wir auch die riesige Kupfermine bei Calama, einer Stadt, die von den Minenarbeitern lebt. Und dann geht es über einen Pass in das trockene Hochland der Anden.

Am nächsten Morgen geht es weg vom Meer in echt grosse Höhen. San Pedro de Atacama wird unsere letzte Station in Chile, wo wir uns während einiger Tage akklimatisieren. Hier auf etwas mehr als 3’000 müM gewöhnen wir uns an den Cocablätter-Tee, die Höhe und die Atemnot, die einen bei jeder auch noch so kleinen Anstrengung plagt. Und hier machen wir erste Bekanntschaft mit den Salzseen und ihren Bewohnern. Und auch hier entdecken wir zum ersten Mal die Regenbogenfarben der Anden. Umwerfend schön! Unsere Ausflüge in die Umgebung führen uns zu Petroglyphen, ins Rainbowvalley und zu den Salzseen, denen wir hier zum ersten mal in ihrer ganzen Pracht begegnen. Und sie sind tatsächlich erfüllt von Leben und bieten erstaunlich vielen Tieren Nahrungsgrundlagen. Einmal mehr stellen wir fest: Wüste heisst nicht unbedingt Leblosigkeit!